Die Katze des Rabbiners. Joann Sfar – Zeichnen und Leben

© DARGAUD, by Sfar

Die Katze des Rabbiners. Joann Sfar – Zeichnen und Leben

30. Mai bis 1. September Stadtmuseum

Öffnungszeiten: 

Di/Mi/Fr 9:00–17:00, Do 9:00–20:00, Sa/So/Feiertags 11:00–17:00 Uhr
Sonderöffnungszeiten 30. Mai bis 2. Juni: Do 12:00–19:00, Fr/Sa 10:00–19:00, So 10:00–17:00 Uhr

4,– Euro / erm. 2,50 Euro – mit Salon-Ticket Eintritt frei!

Joann Sfar gehört zu den bekanntesten und produktivsten Comic-Autor*innen Frankreichs. Als Sohn jüdischer Eltern in Nizza aufgewachsen und vom frühen Tod seiner Mutter geprägt, beginnt er schon in jungen Jahren zu zeichnen und zu schreiben. Das Zeichnen wird für Joann Sfar eine Lebensweise, ein Zufluchtsort, seine Art, die Welt zu sehen und zu interpretieren – ein „Leben im Zeichnen“.

Der Internationale Comic-Salon präsentiert gemeinsam mit dem Stadtmuseum Erlangen die erste Joann Sfar gewidmete Werkschau in Deutschland. Anhand von über 200 teils bisher unveröffentlichten Zeichnungen und Skizzenbüchern, Fotografien und Filmen zeichnet die Ausstellung den Werdegang eines außergewöhnlichen Künstlers nach, der die Grenzen von Comic, Literatur und Film kontinuierlich verschwimmen lässt. Sfars Zeichnungen sind Laboratorien seiner Auseinandersetzung mit der Welt, die ihn umgibt, philosophisch wie real. Sein vielschichtiges Werk lässt sich nicht auf ein Genre festlegen. In seinen fantastischen Erzählungen tummeln sich Vampire, Seeräuber und Abenteurer, der mystische Golem und der kleine Prinz. Als Karikaturist arbeitete Sfar für „Charlie Hebdo“ und „Paris Match“, als Regisseur drehte er eine Filmbiografie über den Chansonnier Serge Gainsbourg, die mit drei Césars ausgezeichnet wurde. Reale Themen wie Freundschaft, Kindheit, Fantasie, Freude, Sexualität und Stigmatisierung verwebt er mit seiner eigenen jüdischen Identität. Seine persönlichen Skizzenbücher sind ständige Begleiter – Reflektionen der eigenen zeichnerischen Praktik und Gesellschaftsstudie zugleich.

Joann Sfar begreift sein Werk ohne Anfang und Ende, Figuren aus seinem erzählerischen Kosmos werden zu kontinuierlichen Wegbegleiter*innen mit wiederkehrenden Auftritten. So erzählt er in seiner Klezmer-Reihe von jüdischen Musikern, die vor den Pogromen in der Ukraine zu Beginn des 20. Jahrhunderts fliehen und zeichnet eine berührende Erzählung von Individuen, die sich aus einer Welt des Grauens und der Ausgrenzung in eine Welt der Musik flüchten. Er entwirft geistige Porträts seiner Vorbilder aus der Malerei, wie Pascin oder Chagall, entführt seine Leser*innen in die jüdische Kultur um die Jahrhundertwende in Osteuropa, Paris und Algerien und schafft es auf bewundernswert poetische Weise, den Schrecken von Ausgrenzung, Stigmatisierung und Verfolgung mit einem freudvollen Lebenswillen seiner Figuren zu verbinden. Autobiografische Auseinandersetzungen wie „Die Synagoge“ oder „Der Götzendiener“ (Erscheinungstermin der deutschen Ausgabe: 1.6.2024) knüpfen an Ereignisse seiner eigenen Kindheit und Jugend an und zeichnen ein von antisemitischen Erfahrungen und dem Aufkeimen der politischen Rechten in Frankreich geprägtes Leben nach.

Sfars bekanntestes Werk, „Die Katze des Rabbiners“, umfasst mittlerweile 12 Bände (Bände 11 und 12 erscheinen in deutscher Ausgabe im Herbst 2024), ist in 22 Sprachen übersetzt und wurde 2011 verfilmt. Die sprechende Katze des Rabbiners begleitet die Protagonisten der Serie durch die jüdische Kultur und die politischen Ereignisse des historischen Algeriens. Liebevoll und ironisch zugleich fordert die Katze ihren Besitzer heraus, fungiert dabei als kritische Reflektion von Ideologie, Philosophie und Doktrin und bietet einen humorvollen und einfühlsamen Blick auf das jüdische Leben dieser Zeit.

Im Rahmen des diesjährigen Internationalen Comic-Salons wird Joann Sfar mit dem Max und Moritz-Sonderpreis für ein herausragendes Lebenswerk ausgezeichnet.

Eva-Maria Hugo und Andreas Thum

 

Die Ausstellung wurde konzipiert vom Musée d’art et d’histoire du Judaïsme (mahJ), Paris. Kuration: Clémentine Deroudille und Thomas Ragon

Adaption für Erlangen: Eva-Maria Hugo und Andreas Thum

Eine Ausstellung des Stadtmuseums Erlangen und des Internationalen Comic-Salons

Mit freundlicher Unterstützung des Deutsch-Französischen Instituts Erlangen und des Institut français, Berlin