Urban Sketching – Die Welt im Skizzenbuch

© Lis Watkins

Urban Sketching – Die Welt im Skizzenbuch

30. Mai bis 2. JuniLadengalerie Altstadtmarkt

Öffnungszeiten: 

Ausstellung (Altstadtmarkt): Do 12:00–19:00, Fr/Sa 10:00–19:00, So 10:00–17:00 Uhr
Öffnungszeiten Village (Hugenottenplatz): Do 12:00–22:00, Fr/Sa 10:00–22:00, So 10:00–17:00 Uhr

Eintritt frei!

Urban Sketching ist eine weltweite Gemeinschaft aus Zeichner*innen, die gerne vor Ort zeichnen – dort, wo sie leben oder auf Reisen. 2007 nahm die Bewegung ihren Anfang und die Community ist seither stetig gewachsen: Mittlerweile gibt es über 450 offizielle Ortsgruppen, sogenannte „Chapters“, in denen sich Zeichner*innen miteinander vernetzen und zu sogenannten Sketchcrawls (gemeinsame Ausflüge zum Zeichnen) treffen. Auf ihren zeichnerischen Erkundungen zeigen sie die Welt, so wie sie sie sehen: Zeichnung für Zeichnung. Es finden internationale Symposien statt und die sozialen Medien spielen eine wichtige Rolle in der Vernetzung der Szene.

Das Skizzieren vor Ort ist seit Jahrhunderten Teil der künstlerischen Praxis, wobei die dabei entstandenen Zeichnungen früher fast immer nur als Vorlagen für Gemälde dienten. Beim Urban Sketching ist die Skizze jedoch nicht mehr nur dazu da, ein größeres Werk zu erschaffen – ihr eigener künstlerischer Wert wird gewürdigt. Ihre direkte Aussagekraft liegt dabei im unmittelbaren Entstehen.

Das Urban Sketching Projekt beim Internationalen Comic-Salon umfasst eine Ausstellung im Altstadtmarkt mit Werken von zehn international bekannten Zeichner*innen aus der Szene sowie ein Urban Sketching-Village aus Schiffscontainern auf dem Hugenottenplatz. Das Village ist zentraler Ausgangspunkt für die diversen Aktivitäten während der vier Festivaltage und es entsteht ein Treffpunkt für alle, die vom Zeichnen begeistert sind. Die in Erlangen und in der Region während der Sketchcrawls entstandenen Zeichnungen können hier dupliziert und in einer Pop-Up-Ausstellung aufgehangen werden, eingeladene Künstler*innen malen live Wandbilder, es wird einen kleinen Shop geben, Drink & Draw Abende u. v. m.

In der Ausstellung im Altstadtmarkt geben die zehn Künstler*innen Einblicke in ihre Arbeiten. Dabei wird die erzählerische und stilistische Vielfalt der Szene abgebildet und ein Fokus auf das visuelle Erzählen gesetzt: Die Skizzen zeigen Londoner Stadtteile im Umbruch, das Leben marginalisierter Menschen in Berlin sowie das lebhafte Straßenleben Hongkongs. Die Zeichnungen sind manchmal klein, leise und poetisch – es werden aber auch die großen, lauten Geschichten erzählt. Das verbindende Element all dieser Werke ist, dass sich beim genauen Blick auf das Alltägliche ganze Universen entfalten. Der in Australien lebende Richard Briggs kombiniert Gezeichnetes mit Klebeband, um Architektur neu zu denken, und verwischt die Grenzen zwischen Urban Sketching und Street Art. Die israelische Illustratorin und Kunstpädagogin Marina Grechanik zeichnet bei Protesten – ihre schnellen Skizzen erfassen die Energie der Menschen, die für ihre Überzeugungen auf die Straße gehen. Der in Barcelona lebende Franzose Lapin bezeichnet sich selbst als „mobilen Illustrator“, der seine Skizzen in rasender Geschwindigkeit, aber hoher Detailtreue auf alten Rechnungsbüchern anfertigt. Sebastian Lörscher zeichnet visuelle Reportagen und zeigt dabei das Leben auf den Straßen der Welt – von Sibirien bis nach Bangalore – oder porträtiert Obdachlose in Berlin. Das bunte Treiben in Bars und Cafés zeigt die aus Sevilla stammende Künstlerin Inma Serrano. Dabei gelingt es ihr, Bewegung zweidimensional auf Papier festzuhalten. Dass Urban Sketching nicht immer analog sein muss, beweist Rob Sketcherman, Autodidakt aus Hongkong. Mit seinem iPad erschafft er lebendige Panoramen, die ob der Fülle an Information an Wimmelbilder erinnern. Takeuma aus Kyoto kreiert Szenerien, die in ihrer grafischen Reduktion viel Platz für die Interpretation der Betrachtenden lassen. Auch der Comic-Zeichner Thomas von Kummant ist passionierter Urban Sketcher: In seinen Zeichnungen verbinden sich Linienführungen und texturiertes Aquarell zu fast menschlichen Charakterstudien. In vielen Zeichnungen der in London lebenden Künstlerin Lis Watkins sind Baukräne zu sehen – ein stiller Kommentar zur Gentrifizierung. Als eine der bekanntesten Comic-Zeichnerinnen Deutschlands sind auch die Urban Sketches von Barbara Yelin ihren anderen Werken graphisch sehr nah.