Tsai Kun-lin

1945, da war Tsai Kun-lin 15-jährig, wurde er von der japanischen Armee rekrutiert; mit 19 wurde er aus politischen Gründen zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt; nach seiner Entlassung entwickelte er sich zur wichtigen kulturellen und gesellschaftlichen Stimme in Taiwan. Das Leben des Schriftstellers Tsai Kun-lin (1930–2023) ist eng verwoben mit Taiwans wechselvoller Geschichte: Die japanische Fremdherrschaft, der Krieg, die Militärdiktatur Chiang Kai-sheks, die Demokratisierung ab 1987 und nun die Bedrohung durch Festlandchina – er hat alles erlebt und mitgestaltet. Geschickt verknüpft die Autorin Pei-yun Yu die Biografie Tsai Kun-lins mit der Geschichte seiner Heimat. Die Zeichnungen Jian-xin Zhous fügen dem Inhalt zusätzliche Ebenen hinzu: Grundfarbe und Stil ändern sich von Band zu Band. Die Kindheit wird in leichten, klaren, blassrosa grundierten Zeichnungen vermittelt; die Jahre im Gefangenenlager in holzschnittartigen, schwarzgrauen Bildern. So verbinden sich persönliches und kollektives Schicksal auf plastische Weise.